Agogische Wertvorstellung

In unserem Leitbild steht: «Wir haben sinnvolle Arbeit und Beschäftigung in Landwirtschaft, Gemüsebau, Werkstätten, Hausarbeit, Küche und Kreativatelier sowie einen geregelten Arbeitsalltag.»

Arbeit als Entfaltungsmöglichkeit:

  • Jede Arbeit, egal in welchem Bereich, ist Ausdruck der Persönlichkeit, des Engagements und der Würde dessen, der sie geleistet hat.
  • Auf der persönlichen Ebene bringt Arbeit dem Menschen einen täglichen Lebensrhythmus (Tagesstruktur); die Faktoren Ordnung, Regelmässigkeit und Disziplin können ein Gleichgewicht in die körperliche und seelische Gesundheit bringen, vorausgesetzt, dass die Arbeit die Kräfte und Fähigkeiten nicht über- oder unterfordert.
  • Arbeit gibt die Möglichkeit, Handlungskompetenz und Fertigkeiten zu entwickeln (Erwerb von Kenntnissen). Arbeit gibt ein Gefühl der Befriedigung, sei es durch motorische Bewegung, sei es durch das erzielte Ergebnis oder durch beides; sie vermittelt ein Leistungsfähigkeits- und Selbstwertgefühl. Gerade letzteres ist ein Kernpunkt sozialpädagogischer Arbeitsbegleitung.
  • Auf der gesellschaftlichen Ebene bietet Arbeit den Menschen ein Zugehörigkeitsgefühl, eine soziale Einbindung, und somit das Gefühl, ein Glied der Gemeinschaft zu sein, was zur Persönlichkeitsentwicklung wesentlich beiträgt. Das vorhandene Bezugssystem nützt wiederum der kollektiven Existenzsicherung und Erhaltung der Gesellschaftsordnung. Nach Freud, Gründe der Psychoanalyse, ist die Arbeit das vornehmste Bindeglied zur Wirklichkeit.
  • Begleiten und betreuen von Arbeitsprozessen bedeutet zuerst, dass die Versuche der anvertrauten Bewohner/innen, ihr Selbstvertrauen und ihre Selbständigkeit wiederzugewinnen unterstützt werden, indem der Betreuer richtungsweisend eingreift und zu immer neuen Versuchen auffordert (Fördern durch Fordern).
  • Eine wesentliche Seite des Lernens bei der Arbeit liegt darin, dass innere Schwächen im Äusseren sichtbar und sachlich erlebbar werden. Es ist nicht nötig, innere Lernschritte in Form moralischer Appelle etc. zu verlangen, sondern sie können als sachliche Notwendigkeit bewusst werden, wie auch der innere Lernprozess durch Auseinandersetzung mit der Sache in Gang kommt. Man arbeitet nicht direkt «an sich», wie in vielen Therapien, sondern müht sich um die Bewältigung einer Sachaufgabe, woraus sich jene inneren Fortschritte ergeben. Diese Belehrung durch die Sache, muss im Vordergrund des Werkstattgeschehens stehen.
  • Wichtig ist, dass man seine Vorurteile kennt, und weiss, dass man Sympathien und Antipathien hegt. Immer wieder hat man sich zu fragen, welchen Einfluss man durch die eigene Haltung ausübt, davon ausgehend, dass die eigene Haltung und das dadurch beeinflusste eigene Verhalten die Haltung anderer und deren Verhalten wiederum wechselseitig beeinflusst.
  • Problematisch kann eine Arbeitssituation dann sein, wenn ein zu grosser Produktionsdruck vorhanden ist, da man sehr schnell seine Sympathien und seine Aufmerksamkeit denjenigen zukommen lässt, die am schnellsten, produktivsten und ohne Mühe arbeiten können. Der Tannenhof bietet eine grosse Palette an Arbeitsmöglichkeiten mit unterschiedlichsten Leistungsanforderungen an.
  • Der Arbeitsprozess mit unseren Bewohnern ist eine begleitende Beziehung, in der eine beruflich kompetente Person versucht, mittels ihrer persönlichen Grundhaltung, beruflichem Wissen, sprachlicher Kommunikation und Handlungsweisen bei einem/r betreuten Bewohner/in eine stabilisierende Wirkung zu erreichen.

Wichtiges Credo ist «Sinnvolle Beschäftigung für alle» (Unser Angebot)

Die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner haben die Möglichkeit, sich in der Landwirtschaft, in den Werkstätten, bei Hausarbeiten, in der Küche oder im Atelier zu beschäftigen. In welchem Bereich die Bewohnerinnen und Bewohner Arbeit finden, hängt weitgehend von deren Fähigkeiten, Fachkenntnissen und Interessen ab. Sie haben Anrecht auf einen den Leistungen entsprechenden Verdienstanteil. Arbeit hat in unserer Kultur einen grossen Stellenwert. In diesem Sinne ist das Eingebunden sein in einen Arbeitsprozess für unsere Männer und Frauen sehr wichtig für das Selbstwertgefühl, die eigene Identität und das Erleben einer positiven Alltagsgestaltung.

Arbeitsförderung (Spezielles Angebot als Ergänzung)

Die BewohnerInnen, welche Arbeitsintegrations-Schwierigkeiten haben, werden mittels kreativem Arbeiten an die Arbeit herangeführt. Im Tannenhof wohnen Menschen, welche in ihrem Leben noch nie einer geregelten Arbeit nachgegangen sind oder nur für kurze Zeit. Diesen Bewohnern fehlt das Selbstvertrauen. Sie fürchten sich vor allem Neuen und glauben nicht an ihr Potential. Sie sind verunsichert, voller Zweifel und flüchten sich in ihre Krankheit. Mittels kreativem Arbeiten zeigen wir ihnen auf, was sie können, ihre «gesunde» Seite wird in den Mittelpunkt gestellt und nicht die kranke. Durch Erfolgserlebnisse wird ihr Selbstvertrauen gestärkt. Um dies zu erreichen ist es wichtig, dass wir sehen was da ist, und nicht das, wovon wir denken, dass es da sein sollte.